Ein Jahr Kampagne"Uni ohne Arndt"
Was ist das?
In einer einjährigen Kampagne engagierte sich ein breites Bündnis aus StudentInnen an der Uni Greifswald, gegen den rassistischen und antisemitischen Namenspatron „Ernst Moritz Arndt“. Ich war als Sprecher der Initiative aktiv und organisierte eine umfangreiche Medienarbeit. Eine knappe Mehrheit im Senat lehnte die Ablegung des Namens 2010 ab. Erst 2018, im dritten Anlauf, gelang die Umbenennung.
Hintergrund
Kein geringer als Hermann Göring verlieh 1933, im Jahr der Machtergreifung der NSDAP, der Universität Greifswald den Namen “Ernst Moritz Arndt”. Wohl nicht zufällig, denn in Arndts Büchern finden wir dumpfen Rassismus, Aufruf zu Volkshass, völkischen Nationalismus und, sich über ganze Kapitel erstreckenden, Antisemitismus.
Immer mal wieder forderten einzelne Stimmen nach 1990 die Streichung des Namens. Doch die Universitätsleitung lehnte dies stets mit der Sorge um den Ruf der Uni ab.
Symbol: Sebastian als "E.-Moritz Arndt"
Die wohl spektakulärste Aktion veranstalteten wir gleich zu Beginn. Dazu verkleidete ich mich als Ernst Moritz Arndt und verlas seine Texte vor der Mensa. Original und ungekürzt, verstärkt nur durch ein Mikrofon. Die Polizei wurde daraufhin von dutzenden besorgten BürgerInnen informiert, dass vor der Mensa „wohl die NPD einen Stand habe“ bzw. dass dort „Volksverhetzung“ betrieben werde. Wir hatten unser Ziel erreicht: Arndt wurde von den BürgerInnen selbst als Rassist identifiziert.
Erfolge
- Bereits im Juni 2009 – auf der wohl größten Vollversammlung der Studierendenschaft bis heute – stimmten 95 % der Anwesenden für die Ablegung des Namens „Ernst Moritz Arndt“ (Bild oben).
- Das Studierendenparlament verpflichtete sich und den AStA daraufhin, den Namen nicht mehr zu verwenden.
- 700 StudentInnen traten Initiativ-Gruppen auf Studi-VZ und FB bei.
- Hunderte verfassten persönliche Botschaften im Gästebuch der Uni-ohne-Arndt-Website.
- HistorikerInnen aus ganz Deutschland, Medien, MusikerInnen und Kulturschaffende unterstützten unser Anliegen.
- NPD, Stahlhelm, die DVU und Burschenschaften kämpften gegen uns.
- Spiegel Online, DIE ZEIT, Süddeutsche, Neues Deutschland, Deutschlandradio, und andere lobten das mutige Engagement der StudentInnen.
- Sogar international gab es Berichte: jüdische Zeitungen in Israel und den USA hofften auf Ablegung des Namens. Auch ein französischer Blog, spanische Medien und sogar eine Nachrichtenagentur in China berichteten von der wilden Debatte zwischen StudentInnen und rechtskonservativen bis rechtsextremen Kreisen.
- Obwohl sich 2010 der Senat der Universität zunächst sperrte, folgte 2018 ein neuer Senat dann doch unserer Argumentation. Der Name wurde inzwischen gestrichen.
Audiomitschnitt der Aktion vom webMoritz Podcast
Kai-Uwe Makowski,
Comic Zeichner des Studentenmagazins